Improvisieren kann man lernen!
Improvisation ist nichts anderes als spontane Komposition. Zu Recht wird deshalb Improvisation häufig als „Komposition des Augenblicks“, als „instant composing“ bezeichnet.
Der Improvisator kann viel vom Komponisten lernen – und umgekehrt. Denn den augenblicklichen Emotionen, ausgedrückt in Musik, fehlt es nicht selten an Struktur und Konzept. Der Komponist arbeitet hingegen konstruktiv mit Plan, dem aber manchmal die Kraft und Spontaneität des Augenblicks fehlt.
Der Weg für ein höheres Mass an Geschlossenheit in deinen Improvisationen führt also über mehr Verständnis für kompositorische Prinzipien. Analysen sind daher ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem überzeugenden Solo.
Im Improvisationsunterricht wird es also darum gehen, ein sicheres Gefühl für Spannung und Entspannung zu entwickeln, für Entwicklung und Balance, Kontrast und Dynamik. Du wirst lernen, einen schlüssigen und vielschichtigen musikalischen Gedanken zu entwerfen und einen formalen Bogen zu planen.
Wir werden uns mit den sechs Elementen, die den Inhalt und Verlauf jeder Improvisation bestimmen, eingehend beschäftigen:
Denn die Wirkung jeder Klangfolge lebt von in ihrer Entwicklung (Melodik), ihrem Bewegungsgefühl (Rhythmus), ihrer Einbindung in einen größeren Zusammenhang (Form) und wie sie gespielt und präsentiert wird (Sound). Wozu schreibst du ein Stück? Was motiviert dich, ein Instrument in die Hand zu nehmen und Musik zu machen (Motivation)?
Form: Wie gehe ich mit den drei miteinander im Widerstreit stehenden Gestaltungsmitteln um. Wann nutze ich Wiederholung (Gleichheit), wann Variation (Ähnlichkeit), wann Kontrast (Gegensätzlichkeit)?
Melodik: Du wirst die verschiedenen Möglichkeiten kennenlernen, einen überzeugenden Melodiebogen zu entwickeln. Wie gestaltet man eine Phrase und wie schaffst du melodische Schwerpunkte?
Sound: Ohne Sound ist nichts, was du spielst, von Bedeutung. Erst wenn du dem Tonmaterial ein Gesicht gibst, fängt deine Melodie an zu leben. Erst dann transportierst du Stimmungen und beginnst, Geschichten zu erzählen. Denn entscheidend ist nicht, was du spielst, sondern wie du es präsentierst. Nicht die Töne selbst sind wichtig, sondern wie sie artikuliert, phrasiert und geformt werden. Erst der Sound gibt einer Improvisation Persönlichkeit und Ausstrahlung.